Low Fat-Fehler, die krank machen

Unser Körper braucht Fett, um zu funktionieren. Wer sich für eine Low Fat-Ernährung entscheidet, sollte deshalb ein paar wichtige Punkte beachten. Sonst bleiben nicht nur die angestrebten Erfolge aus.

Es gibt Erfahrungsberichte zum Thema Low Fat, die nicht unbedingt ermutigend sind. Da ist von Gewichtszunahme, Vitaminmangel, Müdigkeit, Lustlosigkeit und schlechter Laune, trockener Haut und brüchigen Nägeln, Heißhunger-Attacken oder dem Ausbleiben der Monatsblutung die Rede.

Sprechen Beschwerden wie diese gegen die Ernährungsform? „Was Diäten betrifft, kann Low Fat grundsätzlich genauso effektiv und reibungslos funktionieren wie Low Carb“, meint Stefan Kabisch, Studienarzt des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung. „Wobei Low Carb in Sachen Gewichtsreduktion laut bisherigen Erhebungen eine Spur besser abschneidet.“

Doch warum kommt es in manchen Fällen zu den genannten Problemen? „Das hängt mit individuellen Faktoren, der Art der mit der Nahrung aufgenommenen Fette sowie dem Kaloriendefizit zusammen“, sagt Kabisch.

Worauf du deshalb konkret achten solltest, wenn du dich nach dem Low Fat-Prinzip ernährst:

Die Fettmenge

Ohne die Aufnahme von Fetten wären viele wichtige Körperfunktionen gar nicht möglich. Sie helfen uns, Vitamine aufzunehmen und haben Einfluss auf den Stoffwechsel, die Hormonproduktion sowie unser Immunsystem. Fett radikal aus dem Speiseplan zu streichen beziehungsweise ganz zu meiden, ist deshalb keinesfalls ratsam.

Die weit verbreitete Grundregel, dass täglich mindestens ein Gramm Fett pro Kilogramm Körpergewicht aufgenommen werden sollte, kann Kabisch allerdings nicht bestätigen. „Das würde in vielen Fällen sogar über der von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlenen Menge liegen. Demnach sollten nicht mehr als 30 Prozent der Gesamtkalorien über Nahrungsfette zugeführt werden.“ Auch eine Aufnahme von nur 30 bis 40 Gramm pro Tag – der klassische Grenzwert bei Low Fat-Diäten – hält Kabisch für unbedenklich, sofern die richtigen Fette zugeführt werden. Und das führt uns auch schon zum nächsten Punkt.

Die Art der aufgenommenen Fette

Klar, die Grenze von 30 bis 40 Gramm Fett ist schnell erreicht. Es wäre aber ein großer Fehler, deshalb ganz auf Lebensmittel wie Lachs, Leinöl, Nüsse oder Samen zu verzichten. „Sie enthalten lebenswichtige, mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die unser Körper nicht selbst herstellen kann. Er benötigt sie zum Beispiel zur Herstellung von bestimmten Hormonen – und die haben nicht zuletzt auch großen Einfluss auf Erfolg oder Misserfolg einer Diät“, erklärt Kabisch. Generell sollten einfach und mehrfach ungesättigte Fette den gesättigten vorgezogen werden.

Die Höhe des Kaloriendefizits

Wie bei jeder anderen Diät gilt auch bei Low Fat: Wer das Kaloriendefizit zu hoch ansetzt und sich runterhungert, muss mit negativen Auswirkungen rechnen. „Bei Frauen kann das sogar zum Ausbleiben der Periode führen“, so Kabisch. Diesbezüglich spielt übrigens auch der Körperfettanteil eine entscheidende Rolle: Je geringer er ist, desto größer der Einfluss auf den weiblichen Zyklus. Kabisch: „Unser Fettgewebe ist unser größtes endokrines Organ. Es reguliert den Metabolismus und steuert eine Vielzahl von Prozessen wie Appetit oder Entzündungen.“ Nicht nur zu viel Speck auf den Hüften, auch zu wenig kann also zu unerwünschten Veränderungen des körpereigenen Hormongefüges führen.

Die Reaktionen des Körpers

Egal, für welche Ernährungsform man sich entscheidet: Wichtig ist, auf die Signale des Körpers zu hören – denn jeder reagiert anders. „Low Fat funktioniert beim einen wunderbar, während ein anderer Kohlenhydrate viel schlechter verwertet und deshalb besser auf Low Carb anspricht“, so Kabisch. Der Experte weist zuletzt noch darauf hin, dass Diäten selbst für übergewichtige Menschen nicht uneingeschränkt empfehlenswert sind: „Viele Patienten erzielen zwar einen Gewichtsverlust. Ob das Ergebnis langfristig gehalten und Stoffwechselstörungen sowie Folgeerkrankungen bis zum Herzinfarkt vermieden werden können, ist aber nur sehr spärlich untersucht. Es ist möglich, dass Diäten Schäden anrichten.“

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