Fasten-Effekt ohne fasten

Längere Essenspausen sind überhaupt nicht dein Ding? Auf die positiven Effekte, die Fasten auf die Zellerneuerung hat, musst du trotzdem nicht verzichten. Die Lösung heißt Spermidin.

Sie ist eine der Gründe, warum Fastenphasen lebensverlängernd wirken: die sogenannte Autophagie („sich selbst fressen“) der Zellen. Dabei handelt es sich um einen körpereigenen Recyclingprozess, der immer dann anspringt, wenn lange genug keine Nahrung zugeführt wurde. „Schädliche Stoffe werden abgebaut, die Zellen regenerieren sich und kommen wieder zu Kräften. Auch Eindringlinge wie Viren, Bakterien oder andere Mikroorganismen werden bekämpft“, erklärt Molekularbiologe Slaven Stekovic von der Karl-Franzens-Universität in Graz. Damit spielt die Autophagie nicht nur in Sachen Anti-Aging, sondern auch bei der Hemmung von Entzündungen, Infektionen und Krankheiten wie Krebs oder Alzheimer eine Schlüsselrolle.

Weizenkeime, Bohnen, Pilze

Die Reinigung der Zellen kann aber auch anders als durch Fasten ausgelöst werden: durch Spermidin. „Diese Substanz bewirkt in menschlichen Zellen genau dasselbe wie in einzelligen Organismen. Sie knipst die Autophagie an. Auch, wenn wir gerade gegessen haben. Es ist wie Fasten ohne fasten“, so Stekovic, der Spermidin bereits seit Jahren erforscht. „Es kann die Alterung verlangsamen, ihre Erscheinungen neutralisieren oder sie gar nicht erst aufkommen lassen.“

Spermidin ist – wie der Name schon verrät – in hoher Konzentration in der menschlichen Samenflüssigkeit enthalten. Aber eben nicht nur da, sondern zum Beispiel auch in Weizenkeimen, Sojabohnen, Kräuterseitlingen, Champignons, Pinienkernen, frischem grünen Pfeffer, Parmesan, Äpfeln, Birnen, Weintrauben oder Rotwein.

Forschung an Spermidin-Supps

Der Durchschnitts-Österreicher nimmt täglich rund zwölf Milligramm Spermidin mit der Nahrung zu sich. Wie viel Milligramm es für einen positiven Effekt auf die Autophagie sein müssen, kann die Wissenschaft noch nicht beantworten. „Die Wirkung der Substanz auf die Langlebigkeit wurde erst 2009 entdeckt“, sagt Stekovic. Spermidinreiche Lebensmittel in den Speiseplan zu integrieren, kann jedenfalls nicht schaden. „Dabei aber am Besten auf eine möglichst schonende Zubereitung setzen, denn Spermidin kann sehr leicht durch enzymatische Aktivität oder Hitze abgebaut werden.“

Und wie sieht es mit entsprechenden Supps aus? „Solche Nahrungsergänzungsmittel sind noch nicht auf dem Markt, aber die ersten klinischen Tests sind gut verlaufen. Die Effektivität von Spermidin wird hoffentlich in den nächsten Jahren bestätigt“, meint Stekovic.

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