Ehemaliger McDonald’s-Chef im Interview

Finger weg von Fast Food! Das ist die Kernbotschaft von Ex-McDonald’s-Chef Harald Sükar. In seinem neuen Buch räumt er mit dem Mythos auf, dass alleine die Kunden die Verantwortung für ihren schlechten Gesundheitszustand tragen.

„Geh nicht hin! Nicht zu McDonald’s. Nicht zu Burger King. Nicht zu den anderen Fast-Food-Riesen. Schon gar nicht mit euren Kindern. Nicht einmal ausnahmsweise.“ Die Tatsache, dass dieser Appell ausgerechnet von einem ehemaligen McDonald’s-Manager kommt, macht hellhörig.

Harald Sükar (56) hat von 1993 bis 2006 für McDonald’s gearbeitet, ab 2004 als Chef von McDonald’s Österreich und des österreichischen Franchise-Verbandes. In seinem neuen Buch „Die Fast Food-Falle“ beschreibt er, wie Junkfood-Ketten Milliarden auf Kosten unserer Gesundheit verdienen.

Warum er Fast Food für so gefährlich hält, hat er mir in einem kurzen Interview verraten.

Sie waren 13 Jahre lang bei McDonald’s beschäftigt, standen in dieser Zeit voll hinter dem Unternehmen. Wann und warum kam der Sinneswandel?

Ich war während meiner Zeit beim Konzern ein sogenannter 100%er. Das heißt, ich hatte die „Wahrheiten“ des Unternehmens verinnerlicht. Ich war zum Beispiel der Meinung, dass man sich nur um eine ausgewogene Kalorienanzahl bemühen muss, dann ist Fast Food kein Problem. Oder dass die Leute nur genug trainieren müssen, um nicht zuzunehmen.

Der Wandel hat zwei Hauptgründe: Erstens war ich vor zwei Jahren in einem sehr schlechten körperlichen Zustand. Ich hatte bei einer Größe von 1,77 Meter 111 Kilogramm Körpergewicht. Zusätzlich war auch mein emotionaler Zustand auf einem kritischen Niveau. Dazu muss man wissen, dass ich früher Marathons gelaufen bin und einen allgemein positiven Fitnesszustand hatte.

Ich habe mich dann mit den Gründen für diese Veränderung auseinandergesetzt. Ich habe dutzende Studien zu Ernährung gelesen. Je mehr ich mich vertieft habe, desto mehr wurde meine Vergangenheit ein Problem. Ich begann, mein gesamtes Umfeld mit Ernährungswissen zu nerven, bis ein Freund sagte: „Bitte belehre uns nicht weiter schreib lieber ein Buch.“

Der zweite ausschlaggebende Punkt war die Erkrankung eines 8-jährigen Kindes aus meinem Bekanntenkreis. Diagnose: Diabetes und eine nichtalkoholische Fettleber. Diese Tatsache und mein angesammeltes Wissen haben den Entschluss reifen lassen, „Die Fast Food-Falle“ zu schreiben.

Warum trägt das Buch diesen Titel? Was soll denn so schlimm daran sein, hie und da Burger, Pommes und Co zu essen? 

Es geht um die Abhängigkeit. Menschen – und ganz besonders Kinder – geraten durch den Konsum von Fast Food in ein Abhängigkeitsverhältnis. Es ist mittlerweile wissenschaftlich bewiesen, dass ein überhöhter Zuckerkonsum die Ausschüttung des Glückshormons Dopamin begünstigt. Das ist in etwa vergleichbar mit dem Konsum von Kokain. Und noch schlimmer, je mehr wir davon konsumieren, desto mehr verlangt unser Körper, da die Hemmschwellen sich verschieben. 

Zusätzlich werden die Geschmacksempfindungen und die menschliche Sensorik in sehr jungen Jahren geprägt. Was wir als Kinder essen, empfinden wir ein Leben lang als gut und angenehm. Deshalb schmeckt es auch bei Mutter und Großmutter ein Leben lang gut. Gleiches gilt für Fast Food. Sind die Kinder erst einmal abhängig, sitzen sie in der Falle. 

Konzerne wie McDonald’s nennen es Marketing und Kundenbindung, andere nennen es Gehirnwäsche. Nach dem Motto: Kriegst du die Kinder, gehören sie dir auf ewig. Und mit ihnen kommen die Erwachsenen. Ganz von selbst.

Welche Inhaltsstoffe erachten Sie als besonders problematisch? 

Mit Ausnahme vom Salat kann ich bei den klassischen Fast Food-Anbietern nichts finden, das ich mit gutem Gewissen weiterempfehlen würde. Generell haben die Speisen einen stark überhöhten Zucker-, Fett- und Salzgehalt. Der Fleischanteil ist sehr hoch, außerdem werden industriell vorgefertigte Zutaten verwendet. Ich könnte Ihnen jetzt hunderte von Studien zeigen, die jede einzelne dieser Tatsachen als höchstgradig gesundheitsgefährdend einstuft. 

Problematisch ist natürlich auch die Verwendung von Zusatzstoffen wie etwa Phosphaten, die normalerweise leicht an den E-Nummern erkennbar sind. Anstatt sie transparent auszuweisen, werden diese aber geschickt versteckt.

Besonders überrascht hat mich der Hinweis, dass selbst im Burgerbrot Schwein stecken kann. Welche weiteren “Zusätze“ sind den meisten Kunden nicht bewusst?

Wie schon erwähnt enthält jede Speise Unmengen an Zusatzstoffen. Der Grund dafür liegt primär darin, dass fast alle Produkte aus industrieller Vorproduktion kommen. Die Verwendung von Konservierungsstoffen und Geschmacksverstärkern ist in der Lebensmittelindustrie gang und gäbe. 

Der Verzehr von Processed Food ist grundsätzlich mit hohen gesundheitlichen Risiken verbunden. Studien belegen eine Zunahme von Krebserkrankungen, Diabetes, Gewichtszunahme, Metabolischem Syndrom, Demenz, Alzheimer sowie eine allgemein höhere Sterblichkeitsrate.

Dann bleibt beim Besuch im Fast Food-Restaurant tatsächlich nur der Griff zum Salat …

Ja, sofern er nicht mit fetten, industriell erzeugten Dressings angereichert wird.